
Foto: Clarkes Courtyard, Grenada Dez.2016
Die Zeit ist für den Menschen da,
nicht der Mensch für die Zeit.
Johann Gottfried Seumen
Neben der Wärme, den intensiven Farben und der tropischen Fülle ist mir bei unserer Ankunft auf der Gewürzinsel Grenada Folgendes aufgefallen:
Die Uhren scheinen hier anders zu laufen. Das merkt man am Gehtempo der Menschen, aber auch daran, dass man im öffentlichen Raum keine Zeitangaben findet. Fragt man Einheimische nach der Zeit, so kann es gut sein, dass sie trotz Armbanduhr keine Antwort haben, da die Uhr nur als Schmuck dient.
Dafür schenken einem die Menschen meistens ein strahlendes Lächeln und freuen sich über jeden noch so kurzen Austausch. Das ist Wärme für die Seele und ich weiss schon jetzt, dass ich nach unserer Rückkehr mein Lächeln noch freigiebiger verschenken werde.
Hier auf der Insel sind viele Menschen zu Fuss unterwegs. In den ersten Tagen ging ich in meinem gewohnten Tempo und überholte die meisten Einheimischen. Einige fragten mich: “Are you in a hurry, Madam?” Inzwischen habe ich mein Tempo gedrosselt, nehme beim Gehen meine Umgebung mit allen Sinnen wahr und es entstehen kreative Gedanken.
So entwickelte sich auch das Gerüst für diese Schatzkiste im Gehen.
Was ich als wohltuende Entschleunigung wahrnehme, hat natürlich auch eine Kehrseite:
Oftmals warten wir ungeduldig auf das Erscheinen von Handwerkern, blicken auf die Uhr… Da hilft nur eines: durchatmen,abwarten, die paradiesische Umgebung geniessen und uns in Achtsamkeit üben!
Die frühe Dunkelheit hier (MEZ 18:30 Uhr) beendet viele Tätigkeiten draussen auf natürliche Weise. Auf dem Boot leben wir folgendes Ritual: Das Untergehen der Sonne bedeutet Arbeitsschluss. Nach der Dusche sitzen wir auf Deck, freuen uns am Erreichten, lassen das Nichterreichte los und geniessen diese magische Zeit zwischen Tag und Nacht.
Das lässt mich an unsere Vorfahren denken: Während Tausenden von Jahren sassen die Menschen abends ums Feuer, sangen, erzählten Geschichten, schauten einfach in die Flammen…. Das können wir so nicht mehr.
Mit der Möglichkeit des Lichts und des Informationszugangs jederzeit und überall, müssen wir uns ganz bewusst für die Ruhe/für das Abschalten entscheiden und dies auch verteidigen. Keine einfache Aufgabe in der Hektik des Schweizer Alltags. Fernab davon, hier auf der Insel, fällt es mir wesentlich leichter. Mein Entschluss, im Arbeitsalltag daheim ein Feierabendritual einzuführen, steht fest!
Für 2017 wünsche ich Ihnen Gesundheit sowie viel Freude und Mut zur Musse.